"Ich bin mir unsicher...", ein Satz und ein Gefühl, das die meisten von uns gut kennen. Wir haben viele Begriffe und Erfahrungen dazu, wie sich Unsicherheit anfühlt, besonders in Krisenzeiten, während Herausforderungen oder wenn wir die Ungewissheit eines Neulandes betreten.
Sicherheit ist ein Grundbedürfnis — wir müssen uns sicher fühlen, damit wir aus diesem behütenden Schutzraum hinaus gehen und offen die Welt erkunden können. Das ist ganz leicht bereits bei kleinen Kindern zu beobachten, die ihre ersten wackeligen Schritte wagen: Zuerst festhalten, hochziehen, prüfen ob es hält, eventuell noch ein Blick der Vergewisserung in Richtung Bezugsperson ... dann geht es los: Ein mutiger Schritt nach dem anderen, immer die Gefahr des Scheiterns, des Verlusts von Gleichgewicht, das unvermeidliche Hinfallen. Was dann? Liegenbleiben? Auf keinen Fall, der Reiz des Neuen und Unbekannten ist zu groß und die Zuversicht in die eigenen Kräfte ist in dieser Phase meist noch ungebrochen! Aber es braucht dafür die Sicherheit einer stabilen Umgebung, einer wiederholbaren Erfahrung und der Vertrautheit mit dem bereits Bekannten und Gewohnten.
Ist dieses Grundbedürfnis im Erwachsenenalter zu wenig abgedeckt, greifen wir auf Strategien zurück, um es anders zu befriedigen: Wir versuchen beispielsweise, die Ereignisse zu kontrollieren, um möglichst vorhersehbare Ergebnisse innerhalb unserer Erwartungen zu erzielen; Oder wir ignorieren und verleugnen unerwünschte Informationen aus der Umgebung und gehen all dem aus dem Weg, das in unserer Vorstellung keine Berechtigung hat, nicht so sein darf; Oder wir nützen Beziehungen dazu, uns selbst zu stabilisieren und unser Gefühl der Sicherheit aus einer engen Verbindung zu einem anderen Menschen zu speisen. Jede dieser Möglichkeiten hat ihre Berechtigung, genauso wie sie uns auch in die Irre führen und uns mit einer "Scheinsicherheit" zurücklassen kann, die letztendlich nicht ganz hält, was sie verspricht.
Doch wie fühlt es sich eigentlich an, sicher zu sein?
Sicherheit hat viel mit einer intakten Selbstregulation zu tun; Mit der Erfahrung, dass die Dinge gut ausgehen werden, was auch immer geschehen mag; Es fällt uns leicht, im Augenblick zu leben, wir erkennen unsere Vergangenheit an und sind uns der Folgen des eigenen Handelns für die Zukunft bewusst; Wir können glücklich sein und hohe Zustände der Erregung als angenehm erleben; Nach stressigen Erfahrungen können wir uns wieder beruhigen und um Hilfe bitten, wenn wir sie brauchen; Wir können mit Ängsten und Anspannung soweit umgehen, dass wir flexibel auf die Anforderungen unserer Umwelt reagieren können; Wir spüren uns selbst im Inneren, halten nach außen sowohl angemessenen Kontakt als auch intakte Grenzen aufrecht und können empathisch mit uns selbst und anderen umgehen; Wir können die Möglichkeiten dieser Welt frei und vertrauensvoll erforschen und unser Sein darin genießen.
Ein wichtiger Aspekt im Zusammenhang mit Sicherheit ist Vertrauen. Im Idealfall ist genügend Sicherheitsgefühl vorhanden, um voller Zuversicht in die Welt zu gehen und neue Erfahrungen zu machen. Wo dies noch nicht der Fall ist — und das ist ein sehr häufiges Erlebnis — braucht es ein bewusstes Üben dieser Fähigkeit: Dann gehen wir in kleinen Schritten am sicheren Rand des Bekannten entlang, wie auf einer Landkarte, deren äußere Grenze wir erkunden; Und sobald wir uns dort, innerhalb des vertrauten Gebietes, genug gesehen und bestätigt fühlen, können wir einen kleinen oder großen Schritt in unbekanntes Neuland wagen; Dann können wir Bereiche auf unserer Landkarte (und in unserem äußeren Leben) erkunden, erforschen und einordnen, während wir selbst dabei größer, freier, handlungsfähiger und beweglicher werden. Dann sind wir Teil des Lebens, das sich selbst erweitert und dabei immer wieder neu erfährt.
© Image AI-created by Midjourney
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