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Der Personzentrierte Ansatz

Aktualisiert: 3. Juni 2022


In Österreich gibt es eine große Methodenvielfalt in der Ausübung der Psychotherapie: Die Ausbildungslandschaft umfasst derzeit 23 verschiedene Richtungen, die sich mit leidenden und nach Entwicklung suchenden Menschen befassen. Grob können diese Richtungen in vier verschiedene "Cluster" oder Hauptbereiche unterteilt werden: Den psychodynamischen, den verhaltenstherapeutischen, den humanistischen und den systemischen Bereich.


Der Personzentrierte Ansatz — dem ich persönlich am nächsten stehe — zählt zu den humanistischen Richtungen. Er befasst sich mit dem Menschen an sich, seinem Erleben, und bezieht sich auf ein Menschenbild, das davon ausgeht, dass jeder von Geburt an "in Ordnung" und "wertvoll" ist und sich entsprechend seiner Möglichkeiten entwickelt. Dabei sind wir stark von den ersten und wichtigsten Beziehungen geprägt, die uns umgeben und finden dort sowohl Bestätigung und Förderung als auch Kritik und Beurteilung, durch die in Folge unser Weltbild in Form unseres "Selbstkonzepts" entwickelt wird. Durch dieses Selbstkonzept nehmen wir die Welt wahr, treffen Entscheidungen, erwägen neue Möglichkeiten oder schließen sie aus und beeinflussen dadurch unsere Lebenserfahrungen.


Unser Organismus ist darauf ausgerichtet, die bestmöglichen Entscheidungen in Richtung Erhaltung (wenn die Bedingungen spärlich oder bedrohlich sind) oder Entfaltung (wenn die Bedingungen sicher und förderlich sind) zu treffen. Bis zum Lebensende sind wir dabei eng mit den uns umgebenden Beziehungen verbunden, tauschen uns aus und reagieren so angepasst oder flexibel wie möglich auf die Anforderungen unserer Umwelt. Dies bietet uns die Möglichkeit, unsere Persönlichkeit (und unser Selbstkonzept) lebenslang weiterzuentwickeln und zu einer immer exakteren Wahrnehmung und einem zunehmend echten Ausdruck unseres inneren Erlebens zu kommen. Innen- und Außenwelt stimmen immer mehr miteinander überein. Das psychotherapeutische Angebot des personzentrierten Ansatzes unterstützt dabei in der konsistenten Begleitung durch ein wertschätzendes, einfühlsames und authentisches Gegenüber. Diese beständige Begleitung ermöglicht eine langsame, sanfte Veränderung und Erweiterung in Richtung Flexibilität, Echtheit, Freiheit und Selbstakzeptanz.


Zusammenfassend kann man sagen: Wir werden in Beziehungen verletzt und wir heilen in Beziehungen. Die Wahl unserer Beziehungen bestimmt unsere Wachstums- und Entwicklungsmöglichkeiten in sehr hohem Ausmaß — einschließlich der Beziehung, die wir zu uns selbst haben.





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