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Übergänge bewusst gestalten

Unser Leben ist eine Ansammlung von Übergängen. An jedem Tag vollziehen wir immer wieder kleine "Wechselbäder", und unser Körper, unser ganzer Organismus vollzieht sie mit uns: Vom Schlaf- in den Wachzustand, von der Frühstückszeit auf dem Weg in die Arbeit, in die Mittagspause, wieder zurück in den Alltag, von einem Projekt oder einer Aufgabe zur nächsten, von der Arbeitsphase in die Abendentspannung (oder die Abendanforderungen, je nach Familienkonstellation), von der Abendunterhaltung in die Nachtruhe.

Und dann sind da noch die großen Übergänge: Die Geburt ins Leben, vom Säuglings- ins Kleinkind- und Schulalter, von der Kindheit in die Jugend, ins Erwachsenenleben, die Erwerbstätigkeit, die Familienplanung, vom Single- ins Partnerschaftsdasein (oder umgekehrt), in die Menopause, in den Ruhestand, in eine Phase körperlicher Einschränkungen und, unvermeidlich, der allerletzte Übergang den wir am Ende unseres Lebens gehen.

Übergänge sind ein wichtiger Bestandteil unseres Daseins und wir gehen mit diesen kleinen „Reisen“ mal mehr, mal weniger bewusst um. In den indigenen Kulturen wurden viele der wichtigen Lebenszeitübergänge durch Übergangsrituale begleitet: Einige davon begleiteten die heranwachsenden Jugendlichen auf ihrem Weg in die Verantwortlichkeiten und das Erleben als Erwachsener, andere wiederum ließen einen alten Zyklen bewusst abschließen, Bilanz ziehen, um gut, klar, ausgerichtet und in Frieden in eine neue Lebensphase gehen zu können.

Die Natur zeigt uns ständig, wie sich Übergänge gestalten können: Von Tag zu Nacht oder von Sommer zu Herbst — da war es naheliegend, dass auch wir Menschen solche Phasenwechsel durchleben und uns darauf vorbereiten. Oft waren das Rituale, die durch die Ältesten im Stamm mit ihrer großen Lebenserfahrung vorbereitet, begleitet und durchgeführt wurden, um die AnwärterInnen auf der Reise in einen neuen Lebensabschnitt zu unterstützen und damit ihre Reifung bestmöglich zu fördern.

Nicht nur diese Übergangsrituale sind unserer Kultur mit der Zeit abhanden gekommen, auch die „kleinen“ alltäglichen Übergänge sind uns manchmal nicht mehr bewusst; Es hilft, hin und wieder eine achtsame Brücke von einem Zustand in den nächsten zu bauen. So kennen wir es beispielsweise, wenn wir von einer längeren Reise in unseren Alltag zurückkommen: Es braucht seine Zeit, bis wir „angekommen“ und bereit sind, wieder im neuen Rhythmus zu leben und zu „funktionieren“. Der Übergang dorthin verlangt ein Ausklingen des alten und ein Einschwingen auf den neuen Zustand. Unser Organismus braucht Zeit, um sich an die neue Situation und die damit verbundenen Anforderungen anzupassen. Oftmals muss sogar unser hormoneller Status umgestellt werden, damit der Körper seinen neuen „Modus“ finden, einnehmen und aufrechterhalten kann.

Neben Zeit können viele dieser Übergänge auch durch eine achtsame Selbstfürsorge unterstützt werden, durch ein bewusstes Loslassen des Alten, ein einfühlsames Hineinspüren in den Moment und eine vorausschauende Einstimmung ins Neue; Die alte Erfahrung wird gesehen, bewusst anerkannt und gewürdigt, um danach den Raum für eine neue Erfahrung frei zu machen oder vorzubereiten.


Besonders wichtig ist dies bei schmerzlichen, leidvollen Erfahrungen. Das einfühlsame Hinhorchen und Hinspüren ermöglicht uns sowohl ein gutes Integrieren dieser Erfahrungen als auch ein möglichst störungsfreies Weitergehen auf unserem Weg — von einem Zustand in den nächsten, als Pfad einer permanenten Entfaltung zu einer vollständigeren Version von uns selbst .



© Image AI-created by Midjourney

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