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AutorenbildLeo Janda

Sucht und Abhängigkeit




Wir haben natürlicherweise den Wunsch, dass so viele unserer menschlichen Bedürfnisse wie möglich angemessen befriedigt werden; Wird dieser Wunsch aber für einzelne Bedürfnisse zu einer übergeordneten Priorität, der unser Leben bestimmt, zu einem Drang, dem andere Bedürfnisse untergeordnet werden (müssen), dann sprechen wir von Sucht oder auch Abhängigkeitserkrankung. Dann wird unser Blick enger und richtet sich wie ein Tunnel auf diesen wichtigen Wunsch aus, den wir unbedingt erfüllt sehen wollen: Das nächste Glas Wein, eine Zigarette, ein Joint, ein wenig Ecstasy, eine Linie Kokain, ein Schuss Heroin. Aber auch Tätigkeiten können in den Dienst dieser Abhängigkeitsbeziehung kommen: Das Spiel am Computer oder im (Online-)Casino, der nächste Einkauf, der Medien-Blog im Internet, eine sexuelle Befriedigung oder die Arbeit im Büro.



All diesen Süchten gemeinsam ist der Wunsch, die gegenwärtige Erfahrung von etwas Unangenehmem, Bedrohlichem oder Einengendem nicht erleben zu wollen. Stattdessen wollen wir "weg davon", wollen uns besser fühlen und uns der Verantwortung für unser Erleben (für das wir dann gerne jemandem "da draußen" die Schuld geben) nicht stellen. Wir wollen weggehen, ausreißen, flüchten und uns mit etwas beschäftigen, das uns ohne große Wartezeit ein großes Wohlgefühl vermittelt — zumindest für einen vergänglichen Moment.


Die Stufenleiter führt dabei vom Genuss über die Gewöhnung, den Missbrauch bis hin zur Abhängigkeit — wobei sich der Spielraum für Alternativen immer mehr einengt und der Drang sich verstärkt. Die Abhängigkeit ist bereits krankheitswertig und hat im Gesundheitswesen ein Recht auf Behandlung (z.B. durch einen entsprechenden Entzugsprozess in einer dafür eingerichteten Klinik).

Zentrales Versprechen der Sucht ist immer: "Es gibt einen einfachen, schnellen Weg und ich zeige ihn dir!" Die damit verbundene trügerische Erwartung wird jedoch immer wieder enttäuscht, was zur Steigerung der Versuchung (der Dosis) führt, ohne die wir nicht mehr auszukommen glauben. Im schlimmsten Fall führt dieses Versprechen in den Tod, irreversibel, ohne Möglichkeit einer vorherigen Erkenntnis und Kursänderung.



Aus therapeutischer Sicht ist es in der Behandlung von Süchten und suchtkranken Personen einerseits notwendig, den Wert des abhängigen Verhaltens anzuerkennen ("Wie hilft es mir, mein Leben zu regulieren und zu meistern?"), und andererseits langsam und mit viel Feingefühl den Blick auf das abgewehrte Erleben zu lenken:

Was möchte hier gesehen werden und im wohlwollenden Verständnis für unsere Gesamtpersönlichkeit seinen Platz finden? Was fehlt in unserem Leben? Was kann nicht integriert oder ausgehalten werden? Was brauche ich, um die Realität vorbehaltloser und mit mehr Akzeptanz annehmen zu können?

Die therapeutische Begleitung hilft dabei, diesen Fragen sorgsam und mit viel fürsorglicher Zuwendung nachzugehen; Sie stellt einen Raum zur Verfügung, in dem gemeinsam und geduldig nach akzeptierendem Verständnis gesucht wird — um bisher Unverständliches erklärbar zu machen, Ambivalenzen zu sehen, Grenzen zu erkennen und möglichst selbstwirksam die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen, die Freiheit des eigenen Handelns und Fühlens dabei beständig erweiternd.


Wir bringen das dafür Notwendige alle bereits mit; Es braucht jedoch gute Bedingungen, um in uns wirken zu können, und damit dem Leben (das durch uns gelebt werden will) Raum und Entfaltungsmöglichkeit zu gewähren. Dann ist ein Leben ohne Sucht oder zumindest ein Leben mit vielen zusätzlichen Optionen denkbar, die unseren Handlungsspielraum deutlich erweitern und ein reichhaltiges, vielfältiges Leben ermöglichen.




© Image AI-created by Midjourney

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